Das Design der RW-Schnittstelle ist im Standard so, dass pro Position im Ursprungsbeleg (z.B. Faktura oder Artikelbeleg) jeweils ein Buchungssatz im FI erzeugt wird. Dies resultiert daraus, dass im FI-Beleg eine Vielzahl der Informationen aus dem Ursprungsbeleg übernommen wird (bspw. die Artikelnummer aus den zugrunde liegenden Artikelbelegen). Bei der Buchung von Belegen über die RW-Schnittstelle (aus SD, MM oder anderen Applikationen) entstehen somit im FI-Beleg Positionen, die in allen oder fast allen Feldern identisch sind. Dies kann auch eine Ursache für die Fehlermeldung F5/727 ('Maximale Anzahl von Positionen im FI erreicht') sein, die dann erscheint, wenn die maximale Anzahl von 999 Positionen[1] im FI-Beleg erreicht wird.
Beispiel:
Preisänderung (Abschrift)
Artikelbeleg (vereinfacht) | | FI-Beleg (vereinfacht) |
Pos. Artikel Betrieb Preis (alt) Preis (neu) | | Pos. S/H Konto Betrag |
001 4711 1000 1,-- 0,50 | | 001 S Aufw.XYZ 0,50 |
002 4712 1000 2,-- 1,-- | | 002 H Bestand 0,50 |
| | 003 S Aufw.XYZ 1,-- |
| | 004 H Bestand 1,-- |
Belegfortschreibung im FI ohne Belegverdichtung
Über die Funktion Belegverdichtung im SAP kann das System angewiesen werden, bestimmte Feldinhalte eben nicht aus dem Ursprungsbeleg in den FI-Beleg zu übernehmen und damit eine Zusammenfassung von Belegpositionen in der Finanzbuchhaltung zu ermöglichen. Wenn also üblicherweise die Artikelnummer aus dem FI-Beleg entfernt wird, können die im obigen Beispiel vier Belegpositionen zu zweien verdichtet werden:
Artikelbeleg (vereinfacht) | | FI-Beleg (vereinfacht) |
Pos. Artikel Betrieb Preis (alt) Preis (neu) | | Pos. S/H Konto Betrag |
001 4711 1000 1,-- 0,50 | | 001 S Aufw.XYZ 1,50 |
001 4712 1000 2,-- 1,-- | | 002 H Bestand 1,50 |
Belegfortschreibung im FI mit Belegverdichtung über Artikelnummer
Zwar geht damit die Information ‚Artikel’ im FI-Beleg verloren, jedoch kann diese aus dem zugrunde liegenden Artikelbeleg einfach besorgt werden. Auf die gleiche Weise kann man auch mit anderen Feldern im Beleg verfahren, z. B. ‚Menge’.
Customizing
Über die Transaktion OBCY werden pro Referenzvorgang[2] die Felder definiert, die nicht in den FI-Beleg übernommen werden. Die relevanten Referenzvorgänge, d.h. diejenigen, die das meiste Einsparungspotenzial an Belegzeilen beinhalten, sind:
MKPF Artikelbelege
RMRP Belege aus der log. Rechnungsprüfung
VBRK Faktura
Um bspw. die Übernahme der Artikelnummer beim Referenzvorgang MKPF zu unterbinden, muss das entsprechende Feld im FI-Beleg (Tabelle BSEG) spezifiziert werden:
Referenzvorgang MKPF
Bezeichnung Artikelbeleg
Tabellenname Feldname
BSEG MATNR
Customizing Belegverdichtung (Transaktion OBCY)
Im SAP-Hinweis 36353 sind häufig verwendete Einstellungen für die oben genannten Referenzvorgänge enthalten:
Applikation | AWTYP | Tabelle | Feldname |
SD | VBRK | BSEG | MATNR |
Fakturierung | | | MEINS |
| | | MENGE |
| | | PAOBJNR |
| | | POSN2 |
| | | VBEL2 |
| | | WERKS |
MM | MKPF | BSEG | BPMNG |
Bestandsführung | | | BPRME |
| | | ERFME |
| | | ERFMG |
| | | MATNR |
| | | MEINS |
| | | MENGE |
| | | PAOBJNR |
| | | POSN2 |
| | | WERKS |
| | | BWTAR |
MM | RMRP | BSEG | BPMNG |
Logistik- | | | BPRME |
Rechnungsprüfung | | | ERFME |
| | | ERFMG |
| | | MATNR |
| | | MEINS |
| | | MENGE |
| | | PAOBJNR |
| | | WERKS |
Empfohlene Einstellungen zur Belegverdichtung gem. SAP-Hinweis 36353
Sonderfall Verdichtung von FI-Belegen mit Bestellbezug
Im SAP-Standard kann über die Felder Bestellnummer (EBELN) und Bestellposition (EBELP) NICHT verdichtet werden. Sie werden sowohl bei dem Wareneingang mit Bezug auf die Bestellung (MB01) als auch bei der Rechnungsprüfung im FI-Beleg mitkontiert und verhindern hier die Verdichtung des FI-Belegs. Dies ermöglicht, das WE/RE-Verrechnungskonto auf der Ebene der Bestellposition auszugleichen. Dadurch kann es jedoch bei umfangreichen Wareneingangsbuchungen bzw. Rechnungseingängen zu Problemen, d.h. zur Überschreitung der maximal möglichen Anzahl von Belegpositionen (999) kommen. Im SAP-Hinweis 77161 ist eine Möglichkeit aufgezeigt, wie diese Art von Belegen wenigstens über die Belegposition (EBELP) verdichtet werden können. In neueren Releases können FI-Belege, die bspw. aus Wareneingangsbuchungen herrühren, automatisch gesplittet werden, wenn der Ursprungsbeleg zu groß ist.
Simulation/Analyse
Mithilfe des Analyseprogramms RSUMSIFI kann die Belegverdichtung vor Aktivierung simuliert werden, um bspw. zu evaluieren, ob sich die Einrichtung der Belegverdichtung ‚lohnt’. Details hierzu finden sich im Hinweis 310837. Gewisse ABAP-Kenntnisse vorausgesetzt, eignet sich der Report zudem als Analysetool für Fragestellungen wie: ‚warum wurde der Beleg xxx trotz aktiver Belegverdichtung nicht komprimiert?’. Setzen Sie hierzu einfach einen Break-Point in der Routine ‚COMPRESS_BSEG’ und vergleichen Sie nach Durchlauf im Debugger die Tabellen t_bseg und t_bseg_compr. Sie können hier leicht erkennen, welche nicht-initialen Beleginhalte die Verdichtung verhindern.
Besonderheiten
Verdichtung von FI-Belgen aus internen Fakturen (Szenario ‚CC-Nachschub’)
Beim genannten Szenario reichen die im Hinweis 36353 genannten Felder zum Vorgang VBRK (s.o.) nicht aus, um die FI-Belege aus den internen Fakturen zu verdichten, da hierbei die Bestellnummer und-position der zugrunde liegenden UB in die FI-Belegpositionen übertragen werden. Diese verhindern eine Verdichtung des Beleges im vorgenannten Sinne. In diesem Fall müssen zum Vorgang VBRK in leichter Abwandlung des Hinweises 77161 zusätzlich die Felder BSEG-EBELN und BSEG-EBELP aufgenommen werden. Dies ist ohne weiteres möglich, da bei der Verbuchung der Faktura das WE/RE-Konto nicht berührt wird und somit die Einschränkungen des Hinweises 77161 nicht greifen.
Einsatz der Ergebnis- und Marktsegmentrechnung (CO-PA)
Bei aktivem CO-PA ist unter bestimmten Umständen eine Belegverdichtung über Materialbelege (Referenzvorgang MKPF) nicht möglich. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn Abschriften oder Inventurdifferenzen ins CO-PA durchgebucht (man spricht auch von ‚…ins Ergebnis abgerechnet’) werden sollen. Der CO-PA-Beleg wird mit Ausnahme der Faktura ausschließlich aus dem FI-Beleg befüllt. Wenn also mithilfe der Belegverdichtung bspw. die Artikelnummer aus den FI-Belegen entfernt wird, ist eine Fortschreibung der Artikelnummer und den daraus abgeleiteten Merkmalen (Warengruppe etc.) im CO-PA unmöglich. Dem kann zum einen begegnet werden, in dem organisatorisch bzw. technisch dafür gesorgt wird, dass Artikelbelege einen bestimmten Umfang (ca. 450 Pos.) nicht überschreiten (vgl. Hinweis 1411253 - Warenbewegungen aus EWM) oder zum anderen ein automatisierter Belegsplit im FI erfolgt. Letzteres ist jedoch nur in neueren Releases[3] möglich. Eine Vorabkorrektur ist ab Rel. 6.03 verfügbar. Details hierzu finden sich im Hinweis 1353827.
Belegsplit bei log. Eingangsrechnungen (MIRO)
Im Hinweis 1497092 findet sich eine Lösung, wie sich - unter bestimmten Voraussetzungen - ein Belegsplit im Rahmen der log. Rechnungsprüfung implementieren lässt, so dass eine Belegverdichtung des Vorgangs RMRP (s.o.) nicht mehr zwingend erforderlich ist.
[1] Die Einschränkung ist historisch dem numerischen Feld ‚Buchungszeile’ (BUZEI) in der BSEG geschuldet, dessen Domäne mit Typ NUMC der Länge 3 definiert ist.
[2] Der Referenzvorgang ist eine betriebswirtschaftliche Klassifizierung von Belegen im SAP-System. Dieser wird durch eine 4-5stellige, eindeutige Zeichenfolge qualifiziert.
[3] Rel. 6.03 / ab HP 06 bzw. 6.04 / ab HP 04